Halbautomatische B1-Mechanik für Klarinette
April 14, 2021Anpassung Fis-Brille auf Finger-Anatomie der rechten Hand
April 14, 2021Ausgangslage
Anders als bei Klarinetten des deutschen Systems, wo diese Mechanik im Profibereich fest etabliert ist, wird sie im französischen System noch nicht serienmässig angewandt. Je nach Klarinette ist das tiefe E und F oft 5-20 Cent zu tief. Das Ausstimmen der Duodezime zwischen tiefem (kleinem) E/H1 und tiefem F/C2 wird auch durch die Position des Tonlochs für die Duodezime (Überblasklappe) bestimmt. Die Notwendigkeit einer Korrekturmechanik ist damit auch abhängig von Marke und Modell. So gibt es französische Klarinetten, bei denen die Konzeption des Tonlochnetzes eine E- F-Mechanik nicht unbedingt erfordert. In gewissen Fällen ist nur einer von beiden Tönen zu tief. Eine Installation von nur einer Korrekturklappe ist auch da sehr wohl machbar. Es gibt sowohl für das traditionelle Böhm-System, als auch für die Modelle von Buffet-Crampon herausgekommenen Modelle Tosca, Legènde und Divine eine Lösung.
Lösung für das Traditionelle Böhm-System
Damit beide Töne E- und F- korrigiert werden, brauchen beide eine für sich funktionierende Korrekturklappe. Die Mechanik muss so funktionieren, dass sowohl die kleine F-Korrekturklappe als auch die Becherklappe, die das E erhöht, einzeln laufen. Das ist entscheidend, denn so wird die F-Klappe erst dann geöffnet, wenn der linke kleine Finger das tiefe E loslässt und damit das F aktiviert. Die von mir angebrachte Drückerschiene für den Daumen (siehe Bild) ist in Höhe und Winkel einstellbar. So lässt sich auch die Drückerposition individuell einstellen.
Ergebnis
Die Bedienung der Korrekturmechanik ist durch den Daumendrücker frei wählbar. Bei schnellen Läufen wird die Intonationseinbusse kaum bemerkt. Bei lang ausgehaltenen Tönen (Paradebeispiel Mozart Klarinettenkonzert 1. Dominantseptakkord im 1. Satz) ist die Intonationseinbusse jedoch definitiv hörbar. Für die zweite Klarinette kann bei ausgehaltenen „Pfundnoten“ die Korrekturmechanik also durchaus Sinn machen. Dirigiernde wird es sicher freuen, wenn diese Lage auch forte gespielt im Klarinettenregister nun stimmt.
Wer Lust hat sich von der Funktionsweise der Korrekturmechanik zu überzeugen, ist bei mir in der Fachwerkstatt für Holzblasinstrumente-Zürich herzlich eingeladen. Eine BUFFET-CRAMPON Klarinette in A, Modell Festival steht Euch zum Test zur Verfügung.
Lösung für die neueren Modelle von Buffet-Crampon
Die Modelle Tosca, Divine und Légende von Buffet-Crampon sehen nur eine Korrekturklappe (kleiner Finger rechts) für den tiefen Ton F vor. Schade, denn oft ist auch das tiefe (kleine) E sowohl auf der A- als auch auf der B-Klarinette zu tief. Diese Modelle haben jedoch keine tiefe E-Korrekturklappe.
Florian Walser, Es-Klarinettist der Tonhalle Zürich, kam kürzlich zu mir in die Werkstatt, um Intonationsarbeiten an seiner A-Klarinette vornehmen zu lassen. Vertieft in die Arbeit an Florians Instrument kam ich auf die Idee, die von Buffet-Crampon vorhandene Korrekturklappe so weiter zu entwickeln, dass beide tiefen Töne (E und F) mit dem rechten kleinen Finger erhöht werden und dieser auch liegen bleiben kann. Aus meiner Idee für die Böhm Klarinette wurde eine Mechanik und die funktioniert so:
Damit beide Töne (E und F) korrigiert werden, brauchen beide eine für sich funktionierende Korrekturklappe. Folglich war mein Ziel die Mechanik von Buffet-Crampon so umzugestalten, dass sowohl die kleine F-Korrekturklappe als auch die Becherklappe, die das E erhöht, einzeln laufen. Das ist entscheidend, denn so wird die F-Klappe erst dann geöffnet, wenn der linke kleine Finger das tiefe E loslässt und damit das F aktiviert.
Bei meinem Prototyp sind keine Säulchen/Lagerböcke in das Unterstück hineingeschraubt. So sieht die Mechanik aktuell komplizierter aus als sie ist. Bei einer Anfertigung für Sie würde ich eine schlichte Konstruktion mit 2 Säulchen für das F vornehmen. Selbstverständlich ist die Mechanik auch auf andere Klarinetten anderer Hersteller installierbar.
Ergebnis: Die Vorteile dieser Mechanik für Sie auf einen Nenner gebracht: F und E sind korrigiert und für das Spiel des E kann Ihr kleiner Finger rechts sogar liegen bleiben auf der F-Korrekturklappe.